Schon in der Schule haben wir gelernt, wie faszinierend das Entdecken von Landkarten sein kann. Neue Flecken auf dieser Erde zu erkunden, ohne den Schreibtisch verlassen zu müssen. Herauszufinden, wie unterschiedlich die Erde eigentlich aussieht und dabei auch noch zusätzliche Informationen über das Bevölkerungswachstum oder die landwirtschaftliche Nutzung der Böden zu erhalten.
Geovisualisierungen sind heutzutage allgegenwärtig, auch wenn sie als solche schon gar nicht mehr wahrgenommen werden. Von Google Maps über spezielle Mobile Apps bis zu Navigationssystemen muss die Gesellschaft stets mit kartografischen Visualisierungen umgehen. Neben Informationen über Natur, Geschichte, Bevölkerung, Kultur oder auch Politik können Geovisualisierungen aber auch komplexe Prozesse erklären, die Einfluss auf unser tägliches Leben haben. Dabei werden unter anderem Datenanalyse, Geographische Informationssysteme (kurz: GIS) und statistische Daten integriert. Öffentlich zugängliche Geodaten ermöglichen zudem die Erstellung von individuellen Karten und geben selbst Laien die Möglichkeit, Karten zu bauen und im Web mit zusätzlichen Informationen zu verbreiten.
Individuell einstellbare Karten spielen eine immer größere Rolle, um uns mit den bestmöglichen Informationen zu versorgen. Nehmen wir als Beispiel Smart Directions: Es geht mittlerweile nicht mehr um die kürzeste oder schnellste Route zu einem Ziel. Vielmehr geht es darum, wie man am ökonomischsten von einem zum anderen Ort kommt und dabei noch drei Zwischenstopps einplanen kann. Dabei wird analysiert, welche Straßenverhältnisse vorhanden sind, wie die Stausituation ist und wo ich das beste Essen oder das günstigste Parkhaus finde.
Doch auch für die Wissenschaft hat dies einen besonderen Reiz. Die geografische Verortung von beispielsweise Erdbebengebieten oder Tsunami-Regionen gibt schnell einen Überblick, wo sich gefährdete Gebiete befinden. Dieser Raumbezug unterstreicht die Relevanz dieser Themen und verdeutlicht einen Sachverhalt oder einen Zusammenhang schneller, als es ein Text könnte. Zu beachten ist dabei: Die Karte muss, wie auch die interaktive Infografik, die Sprache der Nutzer sprechen und auf die Verwendung von zu vielen Fremdwörtern verzichten. Je verständlicher die Karte, desto schneller und zielgerichteter können Informationen aus der Karte entnommen werden.
Für unsere konzeptionelle wie gestalterische Arbeit an Websites, Apps und digitalen Publikationen analysieren wir auch, welche Geovisualisierungen besonders gelungen sind und uns in unserer eigenen Arbeit voranbringen können. 6 Visualisierungen von modernen Kartendarstellungen sind aus unserer Sicht gute Beispiele, die einen nähere Betrachtung verdienen:
Zur Abgeordnetenhauswahl 2016 in Berlin erstellte die Berliner Morgenpost eine Visualisierung der Wahlergebnisse von Berlin mit vielen Detailangaben zu den einzelnen Wahlkreisergebnissen und Wahlergebnissen von 2011 zum Vergleich.
Oft werden Geovisualisierungen mit einem Storytelling verknüpft. So erhält die Geschichte eine gute Vielschichtigkeit und einzelne Informationen können durch Karten besser visualisiert werden. Im Beispiel von National Geographic wird die Reise eines Bären gezeigt. Dabei werden Videos, Kartendaten und Text miteinander gemischt um die Story so anschaulich und lebendig wie möglich zu gestalten.
Auch Dinge, die mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind, können über Geovisualisierungen aufgedeckt werden. Wie zum Beispiel die Veränderungen des Meeresspiegels in einem sehr gelungenen Beispiel der New York Times.
In der Visualisierung von T-Online werden flüchtlingsfeindliche Vorfälle von 2014 bis heute dokumentiert. An diesem Beispiel erkennt man den Nutzen von Heatmaps: Je weiter man in das Thema einsteigt und zoomt, desto mehr werden die hinterlegten Informationen aufgeschlüsselt.
Gerade bei weltweit agierenden NGOs helfen moderne Kartendarstellungen dabei, den Überblick zu behalten. So zeigt Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen auf einer detailreichen Karte, wo die Sektionen und Büros des internationalen Netzwerks zu finden sind. Die Karte entstand im Zuge des von uns betreuten Web-Relaunchs von Ärzte ohne Grenzen.
Bei aller Digitalisierung unseres Leben sollten wir analoge Geovisualisierungen nicht vernachlässigen. Auch sie erleichtern die Informationsaufnahme von teils komplexen Zusammenhängen. Durch übersichtliche Darstellungen und verständliche Informationsaufbereitung, wie hier am Beispiel der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit im Rahmen unserer cross-medialen Kampagnenarbeit für die Stiftung, können auch Themen wie die Herkunft von Geflüchteten in Deutschland und deren Wege nach Europa anschaulich und schnell vermittelt werden.